Boecken/JoussenTeilzeit- und Befristungsgesetz – HK

3. Auflage, Nomos Verlag, Baden-Baden 2012, 600 Seiten, gebunden, € 79,–

WOLFGANGKOZAK (WIEN)

Vorliegender Handkommentar über das in Deutschland in Geltung stehende „Gesetz über Teilzeitarbeit und befristete Arbeitsverträge“ bespricht nicht nur das im Titel genannte Gesetz, sondern behandelt zusätzlich Rechtsnormen über die Zulässigkeit von Befristungen in anderen Arbeitsrechtsgesetzen, wie etwa dem Berufsbildungsgesetz.

Für den Rezensenten ist der Kommentar ein Musterbeispiel dafür, dass sprachliche Verständlichkeit und wissenschaftliche Genauigkeit einander nicht ausschließen. Den Autoren gelingt es überwiegend – trotz der intensiven Informationsdichte des Textes –, die Verständlichkeit zu wahren. Trotzdem verlangt das Buch vom/von der (österreichischen) LeserIn Einiges an Konzentration ab, da die deutsche Rechtslage zum Teil erheblich von der österreichischen Rechtslage differiert. Als Beispiel soll die Definition der Teilzeitbeschäftigung dienen, wobei in beiden Rechtssystemen die AN-Eigenschaft Voraussetzung ist:

Während nach österreichischer Rechtslage die Teilzeitbeschäftigung nach einem einzigen abstrakten Kriterium definiert ist, nämlich dem Ausmaß der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit im Vergleich zum Ausmaß der gesetzlich bzw durch KollV festgelegten Vollarbeitszeit, wird der Begriff der Teilzeitbeschäftigung in Deutschland aufgrund eines beweglichen Systems definiert. Die Folge dieses Ansatzes ist, dass der Teilzeitbegriff grundsätzlich relativ ist: Hier wird die regelmäßige Wochenarbeitszeit in das Verhältnis zu einem Vollzeitbeschäftigten im Beschäftigungsbetrieb gesetzt. Daher kann eine Qualifizierung einer Beschäftigung als Teilzeitbeschäftigung erst dann vorgenommen werden, wenn festgestellt wurde, welches Beschäftigungsausmaß im konkreten Beschäftigungsbetrieb als Vollzeitbeschäftigung angesehen werden muss.

Bei einem Vergleich beider Definitionsansätze empfindet zumindest der Rezensent, dass die Feststellung von Teilzeitbeschäftigung nach dem österreichischeren System leichter vorzunehmen ist als nach der deutschen Rechtslage, insb wenn nach dieser auf Beschäftigerbetriebsebene zum Gesetz abweichende Vollarbeitszeitvereinbarungen getroffen werden können. Aber zurück zum Kommentar:

Insoweit die Autoren nicht nur im Fußnotenapparat EuGH-Judikatur anführen, scheuen sie sich auch nicht, einzelne Entscheidungen zu kritisieren. Naturgemäß überwiegt bei der Darstellung der Rechtslage die Anführung und Kommentierung der Rsp des Bundesarbeitsgerichtes.

Dem/Der österreichischen ArbeitsjuristIn vermittelt dieses Werk jedenfalls einen breiten Einblick in das System der Teilzeitbeschäftigung und der Befristung von Arbeitsverhältnissen im deutschen Arbeitsrecht. Mit zunehmender Erweiterung des Horizontes zeigt sich jedoch, dass unkritisches Übernehmen von Interpretationen deutscher Rechtsgelehrter und Gerichte als zur Lösung von Auslegungsproblemen des österreichischen Rechtes jedenfalls abzulehnen ist. Vor einer solchen Aktion sollte daher zunächst immer ein umfangreicher und kritischer Systemvergleich vorgenommen werden.

Abschließend überzeugt neben dem gut gelungenen Inhalt, dass der Verlag auch bei der Produkterzeugung auf hohe Qualität setzt. So ist bei einem schönen Druckbild, das außer Randzahlen auch Fettdruck zur Gliederung des Textes verwendet, die aufwändige Bindung und Papierqualität zu erwähnen. Ein Aktualitätendienst im Internet rundet das sehr gute Gesamtbild zudem positiv ab. Ad multos editiones!