Brodil (Hrsg)Civiles im Arbeitsrecht – Vertragliches und Haftendes im arbeitsrechtlichen KontextM

Manz Verlag, Wien 2012, VIII, 100 Seiten, broschiert, € 21,–e

FRANZMARHOLD (WIEN)

Die Wiener Oktobergespräche gehören mittlerweile zu den etablierten Seminarveranstaltungen, die in jüngerer Zeit durch Unterstützung von Rechtsanwaltskanzleien aktuelle Themenstellungen im Arbeitsrecht untersuchen. So aktuell die Themen der Wiener Oktobergespräche auch sein mögen, ihr Aktualitätsbezug wird durch die extrem verspätete Veröffentlichung der Tagungsbände ernstlich in Frage gestellt. Unter dem Titel Civiles im Arbeitsrecht werden die Referate der Oktobergespräche 2010 im Mai 2012 publiziert. Eine derartige Verspätung verdienen sich die Beiträge der zeitgerecht abliefernden Autoren aber nicht. Der Generaltitel „Civiles im Arbeitsrecht“ gibt zudem nur wenig Hinweise darauf, was man sich im Inneren des Bandes erwarten darf. Walter Schrammel erörtert die Zulässigkeit der Abtretung von vertraglichen Gestaltungsrechten an Dritte und widmet sich der Frage der Abtretung von Disziplinarrechten. Andreas Kletečka bringt Misszellen des arbeitsrechtlich relevanten Haftungsrechts. Klaus Firlei hat sich eine rechtsdogmatische Aufgabe gestellt und untersucht Widerrufs- und Teilkündigungsrechte und Christoph Kietaibl erörtert die geltungserhaltende Reduktion grob einseitiger Arbeitsverträge. Der Tagungsband weist daher sehr heterogene Inhalte auf, wodurch das Risiko entsteht, dass die Beiträge der Autoren nicht die Beachtung erhalten, die sie verdienen. Wer wird in einem Band über Civiles im Arbeitsrecht nach den Wesensgrenzen des Arbeitsvertrages (Schauer) oder der Behandlung von grundlegenden Fragen des Disziplinarrechts (Schrammel) suchen? Besonders eindrucksvoll ist der Beitrag von Firlei über die Widerrufs- und Teilkündigungsrechte, in denen der Autor eine grundlegende, dogmatisch und rechtspolitisch wertende Untersuchung zu Unverbindlichkeitsvorbehalten, zum Änderungskündigungsschutz und zur Sittenwidrigkeitskontrolle vorträgt. Möge diese Untersuchung nicht übersehen werden.

Das Schicksal verspätet erscheinender Tagungsbände werden die Oktobergespräche offenbar nicht los. Auch der Tagungsband des Jahres 2011 ist Anfang 2013 noch immer nicht erschienen, da nach Angaben des Veranstalters noch immer auf den Beitrag von Mazal gewartet wird. Abgesehen von der Unkollegialität bewirken derartige Verzögerungen auch einen Verlust von Aktualität und fordern von den vertragstreu liefernden Autoren mehrfache Überarbeitungen. Auch der vorliegende Band hätte sich rascheres Erscheinen verdient.