Hofer (Hrsg)Alltag mit Behinderung – Ein Wegweiser für alle Lebensbereiche

NWV Neuer Wissenschaftlicher Verlag, Wien/Graz 2013 381 Seiten, broschiert, € 24,80

MartinaChlestil (Wien)

Hansjörg Hofer möchte mit diesem Buch einen „Wegweiser für alle Lebensbereiche“ für Menschen mit Behinderung, Angehörige, Freunde und Bekannte sowie alle weiteren Interessierten zur Verfügung stellen. Der Ratgeber soll bei der Bewältigung der verschiedenen Lebensabschnitte sowie der Inanspruchnahme der gebührenden Leistungen und Unterstützungsmöglichkeiten helfen. Der Herausgeber weist in der Einleitung darauf hin, dass in der letzten Zeit ein Paradigmenwechsel stattgefunden hat: „Wurde in der Vergangenheit ausnahmslos davon gesprochen, dass jemand behindert ist, so wird heute immer öfter festgestellt, dass man durch seine Umwelt behindert wird“, indem Barrieren errichtet werden. Häufig finden sich Barrieren in den Köpfen von Menschen, Menschen mit Behinderungen werden Vorurteile entgegengebracht und es wird mehr über Schwächen und Defizite als über Fähigkeiten gedacht und gesprochen. Dieses Buch soll auch dazu beitragen, dass mit behinderten Menschen Worte wie Stärken, Fähigkeiten, Kenntnisse assoziiert werden.

In zwölf – grundsätzlich chronologisch angeordneten – Kapiteln werden praktisch bedeutende Informationen systematisch, verständlich und übersichtlich dargestellt. Nach einer ausführlichen Einleitung des Herausgebers, die auch die Behindertenpolitik der Europäischen Union und die rechtlichen Grundlagen der Behindertenpolitik in Österreich einschließt, werden folgende Schwerpunkte aufbereitet:

  • Die ersten beiden Kapitel I und II widmen sich der „Kindheit“ und der „Ausbildung“: Eingegangen wird ua auf die rechtzeitige Diagnose von Entwicklungsstörungen oder Behinderungen, auf Beratungs- und Therapieeinrichtungen, familienentlastende Dienste sowie auf die erhöhte Familienbeihilfe und das Pflegegeld. Im Kapitel Ausbildung werden der sonderpädagogische Förderbedarf sowie die sonderpädagogische Förderung und ihre Organisationsformen näher beleuchtet. Auch die Nahtstelle Schule – Beruf und die Aus- und Weiterbildung im tertiären Bildungsbereich (im Rahmen eines Studiums) werden angesprochen.

  • Die folgenden Kapitel III „Arbeit“ und IV „Steuern und Gebühren“ widmen sich der Darstellung der Unterstützungsmöglichkeiten von Menschen mit Behinderungen bei der beruflichen Eingliederung. Dazu werden die wesentlichen Regelungen des Behinderteneinstellungsgesetzes, Förderprogramme sowie steuerrechtliche Begünstigungen im Zusammenhang mit Mehraufwendungen aufgrund einer Behinderung, Steuerermäßigungen für AG bei Beschäftigung von AN mit Behinderung sowie sonstige Begünstigungen für Menschen mit Behinderung erläutert.

  • Kapitel V stellt Wissenswertes im Zusammenhang mit der „Mobilität“ von Menschen mit Behinderungen vor, gleich anschließend widmet sich Kapitel VI dem dafür unerlässlichen „barrierefreien, dh hindernisfreiem Bauen“. Kapitel VII gibt rechtliche und praktische Informationen zum Thema „Wohnen“.

  • Die „Soziale Sicherheit“ wird aufgrund ihrer großen Bedeutung in einem eigenen VIII. Kapitel erörtert. Dabei wird das österreichische System der Sozialen Sicherheit im Überblick dargestellt und auf die wesentlichen Leistungen des Gesundheits- und Sozialsystems, wie KV, UV, PV und AlV eingegangen. Zutreffend widmet sich das anschließende Kapitel IX der „Pflegevorsorge“. Vorgestellt werden ua die Regelungen rund um das Pflegegeld, Unterstützungsmöglichkeiten bei der Pflege eines/einer Angehörigen, die Familienhospizkarenz, die mobilen Dienste. Erläuterungen zu „Sachwalterschaft, Unterbringung und Bewohnerrechte“ finden sich im X. Kapitel.

  • Die beiden letzten Kapitel XI und XII des Ratgebers widmen sich dem „Schutz vor Diskriminierung“ aufgrund einer Behinderung. Hervorgehoben werden insb das Diskriminierungsverbot in der Bundesverfassung, der Verfahrensrechtsschutz, das Behindertengleichstellungspaket sowie die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen und der unabhängige Monitoringausschuss.

  • Abgerundet wird dieses Werk durch ein nützliches und umfassendes Adressenverzeichnis zu den einzelnen Themenbereichen.

Im vorliegenden Ratgeber wurde sehr viel Fachwissen zum äußerst vielschichtigen und komplexen Thema „Alltag mit Behinderung“ untergebracht. Es wurde jedoch darauf geachtet, dieses Wissen übersichtlich und in gefälliger Sprache aufzubereiten, sodass das Buch sehr gerne in die Hand genommen wird, um sich „schnell einen Überblick zu verschaffen“ oder um praktische oder rechtliche Informationen einzuholen. Auch behalten die AutorInnen der einzelnen Kapitel bewusst ihren eigenen Schreibstil bei und nehmen Abstand von einer Vereinheitlichung, was zusätzlich Sympathie beim/bei der LeserIn erweckt. Zusammengefasst ist festzuhalten, dass man sich an diesen verlässlichen Ratgeber, der 2003 aus Anlass des „Europäischen Jahres der Menschen mit Behinderungen“ das erste Mal aufgelegt wurde, zudem laufend aktualisiert wird und seit 2011 in einem zweijährigen Rhythmus erscheint, bereits so sehr gewöhnt hat, dass man ihn im täglichen Aufgabenbereich nicht mehr missen möchte. Für all jene, die sich mit dem Themenbereich Arbeit und Behinderung beschäftigen, stellt dieses Buch eine sehr wertvolle und empfehlenswerte Erweiterung der arbeits- und sozialrechtlichen Bibliothek dar.