Das Werk soll, so der Autor im Vorwort, den Lernenden an und außerhalb der Universität Unterlage für die Erarbeitung des „wesentlichen Stoffes des Arbeitsrechts“ sein. Dieser ist in einzelne Blöcke gegliedert, die in sich logisch aufgebaut sind. Auf die Verzahnung des privatrechtlichen Arbeitsrechts mit öffentlich-rechtlichen Bestimmungen (zB technischer AN-Schutz) wird sehr gut geachtet. Die Positionierung der Blöcke innerhalb des Werkes folgt nicht dem chronologischen Ablauf eines Arbeitsverhältnisses. Dies ist aus Sicht der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit ungewohnt, stört bei der Verwendung des Werkes aber nicht, weil die Gliederung so übersichtlich ist, dass man sich problemlos zurechtfindet. Insb wenn man bestimmte Inhalte oder Teilbereiche des Arbeitsrechts für die Vortragstätigkeit vorbereitet, findet man im ausführlichen Inhaltsverzeichnis rasch, wonach man sucht. Besonders wertvoll ist, dass die einzelnen Kapitel zuerst inhaltlich dargestellt werden und nachfolgend in Einschüben griffige, didaktisch sinnvolle Beispiele gebracht werden, was in reinen Lehrbüchern üblicherweise fehlt. Zusätzlich sind – grau unterlegt – die wesentlichsten Entscheidungen zu der Materie – mit Quellenangabe – angeführt. Die Judikate sind dabei so aufbereitet, dass durch echte Lebenssachverhalte ein auf das Wesentliche konzentrierter Praxisbezug hergestellt wird. Für Studierende mit keiner oder wenig Berufserfahrung ist das sehr wichtig, aber auch im zweiten Bildungsweg sind die aufbereiteten Entscheidungen ausgesprochen tauglich, um die Herausforderung der Rechtsdurchsetzung zu illustrieren.

Besonders positiv bewerte ich, dass Gert-Peter Reissner die Entscheidungen bisweilen sehr kritisch kommentiert, Argumente und Gegenargumente abwägt und dabei, fast könnte man sagen, mit dem Leser ins Gespräch kommt. Damit vermittelt er juristi-124sche Techniken weit über das reine Faktenwissen hinaus.

Kritisch darf angemerkt werden, dass das Layout – unter Beibehaltung der grundsätzlichen Gliederung – gründlich überarbeitet und aufgefrischt werden könnte. Das Schriftbild bzw die unterschiedlichen Schriften, Schriftgrößen und Farben der Einschübe wirken in ihrer Gesamtheit etwas gedrängt und unruhig. Die inhaltliche Gliederung könnte durch ein klareres Erscheinungsbild auch optisch umgesetzt und die Lesbarkeit erleichtert werden.

Zusammenfassend stelle ich fest, dass das Lern- und Übungsbuch eine wertvolle Unterrichtsunterlage ist. Es stellt den Bezug zur Praxis her, durch den das Arbeitsrecht erst lebendig und das Argumentieren angeregt wird. Dabei geht der Autor dennoch in die Tiefe, was einen gewissen Umfang zur Folge hat. Es ist erfreulich, dass das Buch regelmäßig neu aufgelegt wird und damit immer am aktuellen Stand ist. Das Lern- und Übungsbuch ist ein hervorragender Lernbehelf, der nicht nur studentischen Ansprüchen, sondern auch den Anforderungen einer erfahrenen Praktikerin gerecht wird.