Geiger/Huber/Sindelar (Hrsg)Handbuch Managervergütungen

Manz Verlag, Wien 2019, XXIV, 414 Seiten, gebunden, € 98,–

JOHANNGLÜCK (SALZBURG)

Schon die Bezeichnung des Werkes als „Handbuch“ zeigt die Absicht der AutorInnen, eine Anleitung für die Vertragsgestaltung inklusive den Vergütungsmodellen von Führungskräften der ersten Ebene zu geben. Ein detailliertes Inhaltsverzeichnis mit Seitenangaben wird in jedem Kapitel mit Randziffern ergänzt, damit die einzelnen Themenblöcke innerhalb des Kapitels schneller gefunden werden können. Aus dem Verzeichnis der zitierten Literatur am Beginn des Handbuches kann man klar erkennen, dass hier die Felder des Gesellschaftsrechts, Arbeitsrechts, Sozialversicherungsrechts und des Steuerrechts in ein Gesamtsystem eingeflossen sind.

Das 1. Kapitel beschreibt die von der EU-Kommission erstellten Empfehlungen und europäischen Regelwerke, die sich mit einer soliden Vergütungspolitik sowie der Angemessenheit von variablen Vergütungsbestandteilen, vor allem bei den Mitgliedern der Unternehmensleitung, befassen. Eine Zusammenfassung der wesentlichen Inhalte der EU-Richtlinien CRD III und CRD IV für Banken bzw Kreditinstitute runden dieses Kapitel ab.

Es spricht für die Sorgfalt der AutorInnen, dass sie den eher verwaschenen und inflationär gebrauchten Begriff des „Managers“ für die Anwendung in diesem Buch näher beschreiben. „Da der Begriff Manager in vielfältigem Zusammenhang gebraucht wird, bedarf dessen Verwendung einer situationsabhängigen Konkretisierung .... Der Unsitte, zwei Drittel der Belegschaft in der internen Hierarchie eines Unternehmens als „Manager“... zu bezeichnen, ist keine besondere Bedeutung beizumessen, sondern ist vielmehr kritisch zu hinterfragen ...“.500 Im Nachfolgenden werden die Perspektiven des Arbeitsrechts, des Sozialversicherungs- und Steuerrechts samt den Vorschriften bei einem internationalen Einsatz für die Beschäftigung von Managern zusammengefasst. Eine komprimierte Beschreibung der gesellschaftsrechtlichen Bestimmungen für die Bestellung oder Abberufung von Vorstandsmitgliedern bzw Geschäftsführern sowie die Funktionsbeendigung von Organmitgliedern sind für den/die praktische/n AnwenderIn hilfreich.

Das Kernstück dieses Werkes bildet das 3. und 4. Kapitel zu den rechtlichen Rahmenbedingungen und Formen der Managervergütung mit insgesamt 190 Seiten. Ausgehend vom Entgeltbegriff in den verschiedenen Ausprägungen und den arbeitsvertraglichen Grundlagen werden die gesellschaftsrechtlichen Rahmenbedingungen näher vorgestellt. Einen breiten Raum nimmt die Frage nach der Angemessenheit von Managervergütungen, insb von Vorstandsvergütungen bei Aktiengesellschaften, ein. Die Kriterien zur Festlegung einer Vorstandsvergütung, die Pflichten des Aufsichtsrates sowie die möglichen Konsequenzen einer unangemessen hohen Vergütung sind für Aufsichtsratsmitglieder oder Mitglieder eines Vorstandes sicher von einem großen, praktischen Interesse. Hervorzuheben sind weiters die Ausführungen zu den Vergütungsregelungen in Kreditinstituten. Die europarechtlichen Vorgaben der CRD III und CRD IV wurden im Wesentlichen im Bankwesengesetz umgesetzt: Dazu gibt es nähere Ausführungen zum zeitlichen, persönlichen und sachlichen Anwendungsbereich, dem Proportionalitätsgrundsatz und der Rolle des Vergütungsausschusses. Die Abgrenzung zwischen den besonderen Arten von Vergütungskomponenten sowie der Dokumentation von identifizierten MitarbeiterInnen (zB Risikoträger, MitarbeiterInnen mit Kontrollfunktion) runden das 3. Kapitel ab. Für die Gestaltung und den betrieblichen Einsatz von Vergütungsmodellen wird im 4. Kapitel auf die verschiedenen Vergütungsformen eingegangen. Diese Zusammenschau der fixen und variablen Entgeltarten ist deshalb besonders verdienstvoll und wichtig, weil diese Begriffe mit den Abgrenzungen natürlich auch für Vergütungsmodelle von leitenden Angestellten iSd Arbeitsverfassungsgesetzes anwendbar sind. Eine genaue Kenntnis der Grundlagen und Rechtsfolgen von den Unterarten einer Erfolgsbeteiligung, den Provisionsregelungen, den Besonderheiten einer Kapitalbeteiligung, den zahlreichen „kreativen“ Ausprägungen von Fringe Benefits sowie den durchaus komplexen Bestimmungen für Betriebspensionen oder Pensionskassenverträgen ist gerade für die Erstellung von Dienstverträgen in agilen, zukunftsorientierten Organisationen unerlässlich.

Vertragliche Flexibilisierungsmöglichkeiten wie Änderungs-, Widerrufs- oder Unverbindlichkeitsvorbehalte, Befristungen, All-in-Klauseln und Überstundenpauschalen, sowie die Vergütungsansprüche bei Beendigung des Vertrages bilden den Abschluss des Buches. Interessant sind noch die Ausführungen zu den Managementvergütungen in Bilanz, GuV-Rechnung nach UGB (Unternehmensgesetzbuch) oder nach IFRS (International Financial Reporting Standards) mit den Dokumentations- und Offenlegungspflichten und die Ausführungen zur Change-of-Ownership-Klausel. Es ist der AutorInnengemeinschaft mit diesem Werk gelungen, die vielen Facetten dieses breiten Themengebietes in der notwendigen Tiefe meisterhaft darzustellen, ohne sich in Details zu verlieren. Dieses Buch ist allen, die sich fachlich intensiv mit der Vergütung in Organisationen beschäftigen, eine wertvolle Unterstützung.