Lichtenberger100 Jahre Mitbestimmung in Österreich – 100 Jahre Betriebsrat in der DONAU Versicherung

Verlag des ÖGB, Wien 2019, 192 Seiten, gebunden, € 29,90

MONIKADRS

Am 15. Mai 1919 wurde das Betriebsrätegesetz (BRG) verabschiedet und damit die Mitbestimmung der AN gesetzlich verankert. Nur wenig später wurde in der Donau Versicherung (gegründet 1867) ein BR errichtet. Sabine Lichtenberger nahm das 100-jährige Jubiläum zum Anlass für einen Streifzug durch die Firmen- und Gewerkschaftsgeschichte und bietet dabei einen äußerst interessanten Einblick in die Entwicklung der wichtigsten arbeits- und sozialrechtlichen Bestimmungen und ist daher jedem Leser nur aufs Wärmste zu empfehlen.

Das Buch beginnt mit einem Hinweis auf die Industrialisierung und der damit verbundenen Ausbeutung der ArbeiterInnen in den Fabriken in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der verfassungsrechtlichen Verankerung diverser Grundrechte im Staatsgrundgesetz (StGG) 1867, der Aufhebung des Koalitionsverbots 1870, dem Börsenkrach 1873 und der damit einhergehenden Wirtschaftskrise, die darauf folgenden ersten Schritte zur Verbesserung der sozialen Situation der AN, wie zB die Schaffung der UV und KV in Österreich und die Schaffung einer eigenen Angestelltengewerkschaft Ende des 19. Jahrhunderts, die Einführung des allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts für Männer 1907 und 1918 für Frauen. Die Autorin schildert sodann zahlreiche arbeitsrechtliche Errungenschaften zu Beginn der Ersten Republik, wie zB das 1919 erlassene BRG (das einen BR ab 20 Beschäftigten vorsah), die Ausschaltung der überbetrieblichen und betrieblichen Interessenvertretung in der Zeit des Austrofaschismus und den Wiederaufbau Österreichs nach seiner Befreiung vom Nationalsozialismus, beginnend mit der Gründung des ÖGB 1945 (bereits einige Tage vor der österreichischen Unabhängigkeitserklärung) als überparteiliche gesamtösterreichische Gewerkschaftsorganisation und zahlreicher zum Teil noch heute bestehender arbeitsrechtlicher Gesetze. Das Buch endet mit dem ÖGB-Grundsatzprogramm 2018-2023 („Faire Arbeit 4.0“) und der sogenannten Ibiza-Affäre, die zu Neuwahlen im Herbst 2019 geführt hat. 469