Rudolph/Schmidt (Hrsg)Interessenvertretung und Care

Westfälisches Dampfboot, Münster 2019, 266 Seiten, kartoniert, € 30,-

MANUELABLUM

Dieser Sammelband ist der Abschluss des Forschungsprojektes „Arbeitsbedingungen und Interessenvertretung von Pflegekräften in Bayern“, durchgeführt von der Fakultät Angewandte Sozial- und Gesundheitswissenschaften der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg.

In drei Teilen führen verschiedene AutorInnen Analysen aus wohlfahrtsstaatlichen, migrationspolitischen sowie arbeits- und interessenpolitischen Perspektiven zum Thema Care-Arbeit durch. Die von den AutorInnen vorgefundene Situation ist der österreichischen nicht unähnlich. Der Pflegediskurs wird ebenso von der familiären Versorgung pflegebedürftiger Personen sowie auch von der professionellen Betreuung bestimmt, vermutlich aus ähnlichen ethisch-moralischen Gründen. Es sind überwiegend Frauen, die häusliche Pflege der Angehörigen übernehmen. Die Einbeziehung von ausländischen Kräften in der häuslichen Pflege/Betreuung findet statt. Die Berufsangehörigen der Pflegeberufe sind, wie auch in Österreich, überwiegend weiblich. In Österreich ist dies durch den Jahresbericht 2019 über das Gesundheitsberuferegister auch offiziell belegt.

Im abschließenden vierten Teil werden Lösungsansätze zur Verbesserung der Situation der Pflegenden (Handlungspraxen und -möglichkeiten) vorgeschlagen. Dabei soll besonders der Beitrag über die 24-Stunden-BetreuerInnen hervorgehoben werden. Die AutorInnen schlussfolgern aufgrund der Erhebung, dass sich die Arbeitsorganisation der BetreuerInnen meist dem Bedarf des/der Pflegebedürftigen unterordnet und die Betreuungskräfte nicht als Subjekt im Vordergrund stehen. Der Arbeitsort im Privathaushalt ist eine Gemengelage von personaler Bindung und formalem Beschäftigungsverhältnis, das die Durchsetzung formaler Rechte und die Kontrolle der Arbeitsbedingungen erschwert. Wertschätzung, Respekt und Kommunikation „auf Augenhöhe“ ist den BetreuerInnen jedoch sehr wichtig. Die BetreuerInnen sind am gegenseitigen Austausch, an Weiterbildung und der Veränderung der Arbeitsbedingungen interessiert, wobei ein niederschwelliger Zugang erfolgreich erscheint. Um die Pflege anders zu organisieren, müsse aber letztlich das auf der familiären Pflege von Angehörigen ausgerichtete Modell zu Gunsten eines steuerfinanzierten öffentlichen Modells verändert werden, schlussfolgern die AutorInnen.

Resümee: Der vorliegende Sammelband gibt einen guten Überblick über die aktuelle deutsche Situation. Care und Care-Arbeit wird als Teil des gesellschaftlichen Zusammenlebens betrachtet. Aus diesem Grund und aus gesellschaftlicher Verantwortung sind Lebens-, Arbeits- und Politikfeld gemeinsam mit den Pflegenden/BetreuerInnen zu stärken. Der vorliegende Sammelband hat umfangreiche und weitführende Literaturnachweise. Ein leserfreundlicheres Layout sowie ein Glossar hätte den dichten Inhalt gehaltvoll abgerundet.