Kutscher/LeydeckerSchichtarbeit und Gesundheit – Aktueller Forschungsstand und praktische Schichtplangestaltung

Springer Verlag, Berlin 2018, 208 Seiten, € 39,99

JOHANNAKLÖSCH

Jan Kutscher und Julia Marie Leydecker versuchen sich in ihrer Publikation an einem – kritischen – Überblick über den Stand der arbeitsmedizinischen und -psychologischen Forschung zu den Auswirkungen von Nacht- und Schichtarbeit auf die Gesundheit. Darüber hinaus wollen sie den LeserInnen methodisches Wissen zur Konstruktion von Schicht- und Dienstplänen näherbringen. Es bleibt beim Versuch: Herausgekommen ist ein (oft) nicht nachvollziehbarer Rundumschlag auf den Status quo der Schichtarbeitsforschung.

Die ersten fünf Kapitel des Buchs widmen sich – sehr ausführlich – verschiedenen Aspekten von Schichtarbeit und Gesundheit sowie entsprechenden Forschungsergebnissen. Dies gelingt nur eingeschränkt und unvollständig. Die AutorInnen schreiben etwa „Eine Meta-Analyse zum Zusammenhang zwischen Nacht- und Schichtarbeit sowie Unfällen haben wir nicht gefunden.“ Bekannte Arbeiten liegen durchaus vor (zB von Folkard & Lombardi [2006], aktualisiert durch Fischer et al [2017]). Auch die Darstellung mancher Forschungsergebnisse scheint zumindest dissonant: Kutscher und Leydecker schreiben zB über eine Arbeit von Arlinghaus et al (2016): „In ihren Empfehlungen sprachen sie [Arlinghaus et al] sich nicht für oder gegen die Dauernachtschicht aus.“ Fakt ist jedoch: Arlinghaus et al (2016) positionieren sich hier klar gegen Nachtarbeit. In den folgenden Kapiteln diskutieren die AutorInnen die konkrete Erstellung von Schicht- und Dienstplänen. Auch hier bewegen sich die AutorInnen – etwa im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und dem lancierten Fingerzeig „zunächst auf sich selbst zu hören“ – auf einem schmalen Grat.

Die Publikation von Kutscher und Leydecker provoziert bei der Aufarbeitung des Themas und liefert beispielhaft Diskussionsstoff über Wissenschaftlichkeit. Die Beurteilung, ob das Buch den Themenbereich Schichtarbeit und Gesundheit ausreichend abbildet, wird dem/der LeserIn überlassen.