Bohrn MenaDie neue ArbeiterInnenklasse – Menschen in prekären Verhältnissen

Verlag des ÖGB, Wien 2018, XXII, 206 Seiten, kartoniert, € 19,90

WALTERGAGAWCZUK

Veronika Bohrn Mena ist in der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier tätig und beschäftigt sich dort im Rahmen der Plattform Generation Praktikum seit Jahren mit atypischer und prekärer Arbeit. Ihre Erfahrungen und Erkenntnisse aus dieser Tätigkeit sind Gegenstand des Buches. Das Herzstück bilden acht Erlebnisberichte von Personen in prekären Arbeitsverhältnissen. Auch wenn deren Einzelschicksale im Vordergrund stehen, steht jeder der ProtagonistInnen für eine relevante Gruppe von Beschäftigten, die einem besonders hohen Risiko unterliegen und unter prekären Rahmenbedingungen arbeiten.

Eingeleitet werden die Erlebnisberichte mit einem kurzen Aufriss der atypischen und prekären Beschäftigung in Österreich und einer Darstellung der Deregulierungsmaßnahmen des europäischen Arbeitsmarktes beginnend mit den späten 1970er-Jahren in Großbritannien bis zu den Eingriffen in Folge der Finanzkrise ab 2009. Im letzten Teil des Buches erfolgt eine kurze Erörterung der Maßnahmen durch die ÖVP-FPÖ-Regierung, der durchgeführten, wie etwa die Streichung von Förderprogrammen für ältere AN oder der Umorganisation und Machtverschiebung im Bereich der Sozialversicherungsträger sowie der geplanten Maßnahmen. Den Abschluss des Werkes bilden Vorschläge, wie der Entwicklung in der Arbeitswelt und der Gesellschaft in Richtung Verarmung, Unsicherheit, Spaltung und Vereinzelung entgegengewirkt werden kann.

Der Autorin gelingt es auf Basis der Erlebnisberichte sehr gut, das Thema prekäre Beschäftigung sowohl in Praxis als auch in Theorie aufzuarbeiten. Juristische Erörterungen enthält das Buch nicht, sehr wohl aber eine klare und überzeugende interessenpolitische Positionierung.