Misik/Schörkhuber/Welzer (Hrsg)Arbeit ist unsichtbar: Die bisher nicht erzählte Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Arbeit

Picus Verlag, Wien 2018, 240 Seiten, € 24,-

FRANJOMARKOVIC

„Arbeit ist unsichtbar“ ist das Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Museum Arbeitswelt in Steyr. Die Ausstellung ist laut Website des Museums bis 22.12.2019 besuchbar.

Für dieses spannende Projekt konnten die HerausgeberInnen insgesamt 33 AutorInnen aus verschiedenen Bereichen, wie Universität, Publizistik, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Soziologie oder Politikwissenschaft, gewinnen. In kurzen, aber kurzweiligen Beiträgen wird die Geschichte der Arbeit von der Industrialisierung bis zur Gegenwart mit den damit verbundenen Herausforderungen der Digitalisierung gezeichnet. Auch ein Blick in die Zukunft wird gewagt. Das AutorInnenteam bemüht sich mit diesem Buch, jene Aspekte der Arbeitswelt, die oftmals unberücksichtigt bleiben, in den Vordergrund zu bringen. Im Kapitel „Männer, die weinen, sind produktivere Arbeiter“ etwa wird über ein Projekt berichtet, das den Arbeitern einer Ölplattform die Macho-Kultur austrieb. In psychotherapeutischen Coaching-Sitzungen wurde den Männern beigebracht, über Ängste zu reden, auf sich und andere zu achten, Gefahren zu vermeiden und über Sicherheitsfragen offen zu sprechen. Die Zahl der Unfälle konnte so um 84 % gesenkt werden. Zu Wort kommen Menschen, die sonst kein Gehör finden: ArbeiterInnen in der US-Geflügelindustrie, die Windeln tragen müssen, weil ihnen der Gang zur Toilette verweigert wird („In den Geflügelbetrieben werden die Leute wie Maschinen behandelt, nicht wie Menschen.“), jene, die am arbeitsbedingten Erschöpfungssyndrom („Burnout“) erkranken, der philippinische Seemann, der monatelang tagein, tagaus unter für uns unvorstellbaren Bedingungen arbeitet und dabei nur einen Bruchteil des französischen Kollegen verdient („Aber manche sind nett und geben dir ein paar Tage frei, wenn du wirklich krank bist.“), die polnische Erntehelferin, die in Zuständen wie aus dem 19. Jahrhundert arbeiten und hausen muss („Ich fühlte mich wie eine Sklavin.“) und viele andere.

Beleuchtet wird die politische Geschichte der Arbeiterbewegung von ihrer Entstehung bis zur Gegenwart. Von den Anfängen des Kampfes um eine menschenwürdige Arbeitszeit (aktueller denn je), um eine vernünftige soziale Absicherung und um eine gerechte Entlohnung bis zu den aktuellen Problemen der Arbeitswelt (Digitaler Wandel, Crowdwork, entgrenztes Arbeiten) bekommt die interessierte Leserschaft einen Einblick aus verschiedenen Perspektiven präsentiert. Wer die am Arbeitsplatz unsichtbaren informellen Regeln und die damit verbundenen Gefühle verstehen will, wird hier fündig.