SchermulyNew Work – Gute Arbeit gestalten. Psychologisches Empowerment von Mitarbeitern

2. Auflage, Haufe Verlag, Freiburg 2019, 303 Seiten, gebunden, € 49,95

JOHANNGLÜCK

Beim Lesen des Titels kann sich sofort die Frage einstellen: Schon wieder ein Buch über Motivation, Führung und die neue Arbeitswelt – braucht es das? Gleich zu Beginn erläutert Carsten C. Schermuluy sein Verständnis von psychologischem Empowerment. New Work dagegen ist für ihn ein Trendthema und ein unübersichtliches Sammelsurium verschiedenster Prinzipien. Mit dem Buch möchte er eine klare wissenschaftliche Orientierung geben, was das Ziel von New-Work-Maßnahmen sein sollte. Das Buch erscheint in der zweiten Auflage und verfügt über ein übersichtliches, strukturiertes und aussagekräftiges Inhaltsverzeichnis.

In den ersten drei Kapiteln geht es um die Bedeutung und den Wert von Arbeit sowie einen kleinen historischen Überblick zur Arbeit, wobei der Autor dem Entstehen und den Auswirkungen des Taylorismus mehr Raum gibt. Danach werden die Umwelten beschrieben, die die Zukunft von Arbeit bestimmen werden: Wissenszuwachs, Globalisierung, Demografischer Wandel und die Digitalisierung mit den Trends von Mobile Devices, Cloud-Computing, Big Data, Social Media und Künstliche Intelligenz. Dazu werden auch die Auslöser von möglichem Technostress beschrieben.

Aus der Gedankenwelt des Philosophen Frithjof Bergmann wird dann der Begriff New Work abgeleitet. Schermuly unterscheidet zwischen dem strukturellen und dem psychologischen Empowerment. Ersteres hat die Strukturen, die Machtteilung und die Organisation im Fokus, während den Menschen, ihren Gefühlen bzw subjektiven Wahrnehmungen und ihrem Erleben zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Mit dem psychologischen Empowerment werden vier Facetten guter Arbeit verbunden: Das Erleben von Kompetenz, Bedeutsamkeit, Selbstbestimmung und Einfluss während der Arbeit. Über die Messung dieses Konstruktes und der möglichen Konsequenzen von guter Arbeit (Arbeitszufriedenheit, Bindung an das Unternehmen, Innovation etc) führt der Autor zu den sieben Grundhaltungen, auf denen psychologisches Empowerment wachsen kann.

Ein Schwerpunkt dieses Buches bildet das Kapitel über die Maßnahmen der Arbeitsgestaltung mit Praxisbeispielen aus bekannten Organisationen. Ausgehend von der jeweiligen Führungskultur, den Produkten, dem Marktumfeld sowie der Shareholderstruktur werden konkrete Maßnahmen der klassischen, traditionellen Arbeitsgestaltung bis hin zu dynamischen Netzwerken, agilen Methoden und Holacracy vorgestellt. Ein Beitrag über hierarchiefreie Raumgestaltungen gibt ergänzende Anregungen. Praxisorientierte Tipps zur Einführung dieser Maßnahmen und Hinweise zu unerwarteten oder unerwünschten Nebenwirkungen runden dieses Kapitel ab.

Die Führungskräfte nehmen eine Schlüsselstellung bei allen Veränderungsprozessen ein. Beobachtungen zu den verschiedenen Führungsstilen und die (Wechsel-) Wirkungen von Verhaltensweisen in den einzelnen Führungsrollen auf das Empowerment ihrer MitarbeiterInnen werden von Schermuly detailliert beschrieben. Normen und Werte prägen die jeweilige Organisationskultur. Der Umgang mit Fehlern, dem Anspruch auf Gerechtigkeit und mit möglichen Diskriminierungen hat darauf einen direkten Einfluss. Mit den Kapiteln über gute Personalauswahlprozesse und eine systematische, passgenaue Personalentwicklung als Voraussetzungen für das psychologische Empowerment endet das Buch.

Der Autor führt in seinem Schlusskapitel an: „Psychologisches Empowerment versöhnt die Ziele von Arbeitnehmern und Arbeitgebern“. Das Werk fasst wissenschaftliche Erkenntnisse in eine einfache Sprache, ohne die Praxis aus dem Blick zu lassen. Die Antwort auf meine Eingangsfrage ist für mich einfach: Allen Menschen, die sich für die Arbeitswelt 4.0 und New Work interessieren, kann ich dieses Buch empfehlen.