Preis/SaganEuropäisches Arbeitsrecht

2. Auflage, Verlag Otto Schmidt, Köln 2019, 968 Seiten, gebunden, € 169,-

WOLFGANGKOZAK

Vorliegender Band stellt einen Kommentar zum europäischen Arbeitsrecht aus dem Blickwinkel der deutschen Rechtssicht dar. Ziel des Kommentars ist die Erfassung und Darstellung der europäischen Normenlage hinsichtlich arbeitsrechtlicher Themen, wobei nicht nur erwartbare Rechtsbereiche wie bspw die Arbeitszeitrichtlinie besprochen werden, sondern auch Grundlagen, wie zB die Regelungen zum Vorabentscheidungsverfahren, die Unionsgrundrechte oder einschlägige Regelungen der europäischen Menschenrechtskonvention einer Darstellung unterzogen werden.

Zusätzlich findet sich in dem Werk eine grundlegende Einführung zum europäischen (Arbeits-)Recht. Diese behandelt neben einer höchst interessanten historischen Einführung der Entwicklung der Union und des Unionsrechts die Charakteristika der europäischen Rechtsordnung, den Weg der Rechtssetzung sowie einen 129 Überblick zur Auslegung und Dogmatik von Unionsrecht in knapper Form. Hier zeigt sich auch die Stärke des Werkes, da die grundlegenden Essentialia in einer verständlichen Sprache und durchaus stringent lesbar präsentiert werden.

So enthält jede kommentierte Rechtsquelle eine Einleitung des jeweiligen Autors (im Autorenkollektiv finden sich nur männliche Bearbeiter, ein Manko, das hoffentlich in Zukunft behoben wird), die auch durchaus persönlich gehalten wurde. So wird schon einmal eine Rechtslage „durch eine Flut von Ausnahme- und Abweichregelungen […]“ als hochkomplex beurteilt (so die Einführung zur Arbeitszeitrichtlinie).

Die Kommentierungen selbst sind äußerst knapp gehalten und nehmen in besonders gezeichneten Bemerkungen (lediglich) auf die deutsche Rechtslage Bezug. Dabei wird in den Kommentierungen neben einer Berührung durch sonstiges Unionsrecht auch auf andere ebenfalls internationale Rechtsquellen verwiesen, die das jeweilige Thema ebenfalls regeln, wie zB ILO-Abkommen.

Das Kollisionsrecht der Union wird nicht selbständig behandelt, sondern im Rahmen der Erläuterungen zur Entsenderichtlinie quasi mitgenommen. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang, dass im Rahmen der Kommentierung der Dogmatik der Entsendung der Abgrenzung und gegenseitigen Beeinflussung von Dienstleistungsfreiheit und AN-Freizügigkeit ausreichen Raum gegeben wird, wobei der Autor bereits in seiner Einleitung auf die problematische Asymmetrie der Begünstigung von Mitgliedstaaten mit niedrigen Arbeits- und Sozialstandards im Rahmen des Entsendungsrechts hinweist.

Abschließend gesehen ist vorliegende Kommentierung des Unionsrechtes für eine erste grundlegende und eingehendere Beschäftigung auch aus dem Blickwinkel eines österreichischen Rechtspraktikers sehr gut geeignet (insb wenn Kenntnisse des deutschen Rechts vorhanden sind). Auch als Nachschlagewerk in der Praxis liegen für mich die Vorteile auf der Hand. Solange es kein vergleichbares Werk auf dem österreichischen Fachbuchmarkt gibt, ist dieses Werk daher auch für den österreichischen Rechtsanwender interessant.