Preis/GreinerArbeitsrecht – Kollektivarbeitsrecht – Lehrbuch für Studium und Praxis

5. Auflage, Otto Schmidt Verlag, Köln 2019, 814 Seiten, kartoniert, € 49,80

WOLFGANGKOZAK

Das bereits in der fünften Auflage erscheinende Lehrbuch beschäftigt sich mit dem kollektiven Arbeitsrecht Deutschlands. Da das erste Kapitel bereits mit § 74 beginnt, erscheint der Gedanke, dass ein erster Teil des Lehrbuchs sich dem Individualarbeitsrecht widmen muss, naheliegend. Eine Bestätigung dieses Gedankenganges findet sich im Vorwort aber nicht.

Neben einer Einführung in dieses Rechtsgebiet widmet sich das Lehrbuch den Themen des Rechts der Koalitionen – versehen mit kurzem historischen Rückblick –, des Tarifvertragsrechts sowie des Arbeitskampfs- und Mitbestimmungsrechtes. Als Abrundung enthält das Lehrbuch auch ein Kapitel über das arbeitsgerichtliche Verfahren.

Die Wissensvermittlung findet kurz und knackig in leicht lesbarer Sprache statt, die einzelnen Kapitel sind mit einer Eingangsübersicht der vorgenommenen 67 Untergliederung versehen, die mit Randzahlen strukturiert ist. Geht man davon aus, dass mit einem Lehrbuch typischerweise ein jüngerer Benutzerkreis angesprochen wird, wird auch die kleinere Schrift (bei scharfem Schriftbild) kein Problem darstellen.

Als österreichischer Leser ist man bei diesem Lehrbuch über eine gewisse Rechtsvorkenntnis nicht unglücklich, um alle angesprochenen Themenkomplexe trotz der gedrängten Schilderung richtig einordnen und verstehen zu können. In eigenen Abschnitten wird eine Rundschau auf Veröffentlichungen anderer Autoren zum gerade aktuellen Thema gegeben und ist so für die Einarbeitung in das jeweilige Kapitel sehr hilfreich und informativ. Auf einen überbordenden Fußnotenapparat wird aufgrund der Praxissicht der Autoren verzichtet, da nach deren Erfahrung und gebildeter Praxismeinung die Benutzer von Lehrbüchern sich selten mit Fußnoten beschäftigen.

Die Schilderung des arbeitsgerichtlichen Verfahrens im letzten Kapitel wird nicht eingeschränkt auf das kollektive Arbeitsrecht und dessen Durchsetzung vorgenommen, sondern stellt eine Kurzübersicht über das Verfahren vor den deutschen Sondergerichten dar und bietet so aus österreichischer Sicht eine wunderbare Zusammenfassung über die Verfahrensgleichheiten und Unterschiede zum österreichischen Verfahrensrecht.

Insgesamt bietet das Lehrbuch auf 760 Seiten eine Unmenge an höchst knapp verpackter Information. Inwieweit es ein größeres Interesse auch bei einem interessierten österreichischen LeserInnenkreis finden kann, ist schwer zu beurteilen, da bei Interesse oder beruflicher Notwendigkeit oftmals die Tiefe der Kommentarliteratur benötigt wird. Dieser von der Praxis geprägte Gedankengang stellt jedoch keine Kritik an dem exzellent gelungenen Lehrwerk dar.