Boecken/Düwell/Diller/Hanau (Hrsg)Gesamtes Arbeitsrecht

2. Auflage, Nomos Verlag, Baden-Baden 2023, 3 Bände, 8.308 Seiten, gebunden, € 799,-

WOLFGANGKOZAK

Nunmehr ist in zweiter Auflage bei Nomos ein Kommentar über das „Gesamte Arbeitsrecht“ Deutschlands erschienen. Der Kommentar besteht aus 3 Bänden, die aus jeweils ca 3.000 Seiten bestehen, das ergibt pro Band ca 2,5 kg, insgesamt daher über 7 kg Wissen und Information. Bei dieser Größenordnung bestehen die einzelnen Seiten nurmehr aus besonders dünnem Papier, bei welchem der Druck der Rückseite durchscheint. Dies ist dem Lesekomfort abträglich, aber nach der Zielsetzung der Kommentator:innen ist das Werk nicht dafür konzipiert, ganze Themenkomplexe am Stück zu erlesen, sondern Hilfestellung bei komplexen Rechtsfragen der Praxis zu vermitteln. Dabei geben die Herausgeber an, dass man sich im Autor:innenkollektiv 70 zur Bewältigung des Zieles wissenschaftliche Systembildung zu Nutze gemacht hat, „um den gesetzgeberischen Wildwuchs zu ordnen“. Dies klang im Vorwort zur ersten Auflage noch gemäßigter, bei dem – unter Hinweis auf das Fehlen einer Gesamtkodifikation des Arbeitsrechts trotz politischer Vorhaben in dieser Richtung (vergleichbar zu Österreich) – die Zielsetzung der Schaffung einer Bibliothek des Arbeitsrechts unter Berücksichtigung von Richtlinien und Verordnungen der Union genannt wurde. Dieses Ziel ist naturgemäß auch in der Zweitauflage erreicht worden. Ob aus einer Sicht der Schutzfunktion des Arbeitsrechtes Wildwuchs in Deutschland herrscht, soll aus österreichischer Sicht nicht beurteilt werden, mag aber durchaus Zweifel an der Richtigkeit der Aussage begründen.

Der Kommentar hat einen holistischen Ansatz und bezieht Gewerberecht, Steuerrecht und Sozialrecht in Auszügen mit ein und beinhaltet auch Völkerrecht wie die EMRK und ausgewähltes Unionsrecht, ebenfalls beschränkt auf die das Arbeitsrecht berührenden Regelungen.

Zur Übersicht enthält jedes einzelne Buch das Inhaltsverzeichnis der anderen Bände, jeder kommentierte Paragraph enthält ein Binneninhaltsverzeichnis. Die Kommentierungen sind durchaus ausführlich mit umfangreichem Fußnotenapparat gehalten, so beträgt der Umfang der Kommentierung zum Kündigungsschutzgesetz über 900 Seiten. Die Autor:innen setzen sich aus Praktiker:innen der Verwaltung, der Gerichte und aus Rechtsvertreter:innen sowie aus Vertreter:innen der Wissenschaft aus den Universitäten zusammen.

Aus österreichischer Sicht ist der Umfang des Werkes so groß, dass sich die Anschaffung wohl nur für Personen auszahlt, die sich intensiv mit deutschem Recht beschäftigen, hier fällt mE auch ins Gewicht, dass aus der Buchausgabe nicht ersichtlich ist, ob es auch einen digitalen Zugang für Erwerber:innen des Werkes gibt, da Größe und Gewicht einer Mobilität zB bei einem Wechsel ins Homeoffice doch sehr entgegenstehen, wenn man diesen Aufwand nicht als Fitnessübung verbucht.