JacobDigitalisierung der Arbeitswelt

Springer Verlag, Wiesbaden 2023, 160 Seiten, digital, € 44,99

MAGDALENAGILHOFER-LENGLINGER (WIEN)

Eines steht fest: Die Digitalisierung hat die Arbeitswelt bereits jetzt schon fest im Griff und der Einsatz diverser digitaler Technologien ist aus dem Arbeitsalltag nicht wegzudenken. Mit seinem Buch „Digitalisierung 490 der Arbeitswelt“ versucht Michael Jacob, den Gestaltern des Arbeitsrechts ihre Ängste vor Veränderungen in der Arbeitswelt durch die Digitalisierung zu nehmen und Anregungen zur besseren Neugestaltung anzubieten.

Im Grundlagenkapitel werden zunächst geschichtliche Entwicklungen zur Auffassung von Arbeit dargestellt, bevor die vielfältigen Zukunftsängste der AN angeschnitten werden. Demnach hätten 60 % der Befragten die Sorge, dass viele Arbeitsplätze aufgrund der Digitalisierung wegfallen würden. Ohne auf diese durchaus spannenden Überlegungen vertieft einzugehen, folgen etwas überraschend darauf Definitionsversuche der Begriffe „Arbeit“ und „Freizeit“, die unter dem Schlagwort „Work-Life-Balance“ betrachtet werden. Durch die Vereinbarkeit von Privatleben und Arbeit soll die Motivation der AN zum betriebs- und volkwirtschaftlichen Nutzen gesteigert werden. Dabei wird als vermeintliches Urmodell der Work-Life-Balance das Leitkonzept des Benediktinerordens „Ora et labora!“ (zu deutsch: „Bete und arbeite!“) präsentiert, wobei fraglich ist, ob diese Formel überhaupt auf Freizeit nach dem heutigen Verständnis abzielt.

Wenngleich der Titel des Buches eine vertiefte Abhandlung mit den Auswirkungen von Digitalisierung auf die Arbeitswelt vermuten lässt, werden im zweiten Kapitel die unterschiedlichsten Gründe für Veränderungen in der Arbeitswelt behandelt. So werden etwa im gleichen Umfang einerseits andere Gründe für Transformationen, wie etwa der voranschreitende Klimawandel, ein vermeintlicher Wertewandel in der Gesellschaft, Änderungen in der Mobilität der Personen durch autonomes Fahren, eine vermehrte Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt und die Globalisierung und andererseits die Herausforderungen durch die Digitalisierung thematisiert. Dabei werden verschiedene Phänomene, wie beispielsweise der Einsatz von Künstlicher Intelligenz, Big Data, Blockchain und Cloud Computing kurz erklärt und oberflächlich auf ihre (möglichen) positiven und negativen Auswirkungen auf die Arbeitswelt eingegangen. So könnte etwa Künstliche Intelligenz dabei helfen, Geschäftsprozesse zu optimieren, indem etwa Standardaufgaben automatisiert werden und somit mehr Zeit für komplexere Themen bleibt. Nachdem die Art und Intensität der Veränderungen je nach Branche unterschiedlich sein werden, behandelt Jacob im dritten Kapitel ausgewählte Berufsgruppen und zeigt kursorisch auf, in welcher Form sich die Digitalisierung auswirken könnte. So können mit Hilfe von künstlicher Intelligenz zB Screenings in der bildgebenden Diagnostik unterstützt oder mit Hilfe von LegalTech Akten schneller analysiert werden.

Anschließend wird im vierten Kapitel auf die Ängste der AN und die Herausforderungen für das Management eingegangen. Als Grund für die Skepsis gegenüber neuen Technologieformen wird dabei die Sorge mancher AN angeführt, sich im veränderten Arbeitsumfeld nicht zurecht zu finden sowie durch neue Technologien oder zumindest technisch versiertere Kolleg:innen ersetzt zu werden. Der Autor kommt dabei zum Ergebnis, dass eine technologisch bedingte Arbeitslosigkeit langfristig bisher nicht feststellbar sei und lässt die Frage, wie nun mit diesen Ängsten umzugehen sei, gewissermaßen offen. Etwas überraschend werden nun sämtliche Zukunftstrends als Herausforderungen an die Ausgestaltung von Arbeitsbedingungen, wie etwa der erhöhte Produktivitätsdruck innerhalb der Arbeitszeit, der Wunsch nach Flexibilisierungen und Reduktionen der Arbeitszeit sowie die Nachfrage nach mobiler Arbeit im Home-Office und in Coworking Spaces behandelt.

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, versucht Jacob Handlungsempfehlungen für ein erfolgreiches Change-Management zu formulieren. So sollen etwa Veränderungen vorab offen kommuniziert und Möglichkeiten zur Mitgestaltung angeboten werden. Dabei kann sich die Übertragung von Kompetenzen und Eigenverantwortung an AN als hilfreich erweisen. Werden zuvor Meilensteine definiert, kann das erfolgreiche Erreichen dieser die Motivation innerhalb der Belegschaft steigern. Dabei macht die digitale Transformation auch vor den Führungskräften nicht halt. Unter dem Schlagwort „Digital Leadership“ werden neue Aufgaben und Instrumente bezeichnet, die für das Personalmanagement in Zeiten der Digitalisierung essenziell werden. Führungspersonen müssen nicht nur über entsprechendes Hintergrundwissen verfügen, sondern auch eine positive Grundhaltung gegenüber Innovationen aufweisen und ihrer Vorbildfunktion im Umgang mit digitalen Technologien nachkommen. Entscheidend ist dabei neben den Dauerbrennern der Personalführung – konstruktiver Kommunikation und der Balance zwischen Transparenz und Vertrauen –, dass auch betriebliche Organisationsstrukturen agil gestaltet und an die neuen Anforderungen angepasst werden.

Das vorliegende Werk versucht folglich, die unterschiedlichsten Entwicklungen der Arbeitswelt, sei es aufgrund der Digitalisierung oder durch sonstige Veränderungen der Gesellschaft oder Natur, einzuordnen und auf die bereits eingetretenen und zu erwartenden Herausforderungen einzugehen. Aufgrund der schier unendlichen Fülle der verschiedenen Auswirkungen neuer Technologien werden daher nur hypothetische Zukunftsszenarien grob skizziert. „Digitalisierung der Arbeitswelt“ mag als betriebswirtschaftliches Handbuch für jene Personen in Führungspositionen hilfreich sein, die einen Einstieg in das Personalmanagement in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung suchen. Rechtliche Fragestellungen werden dabei jedoch nicht behandelt.