GeussÜber die Arbeit – Ein Essay

Hamburger Edition, Hamburg 2023, 198 Seiten, kartoniert, € 15,-

WolfgangKozak

Es ist schwer, eine Buchbesprechung über einen philosophischen Essay zu schreiben, wenn man selbst kein Philosoph ist. Der Autor schreibt als emeritierter Professor der Philosophie über seine Gedanken zur „Arbeit“ und verarbeitet darin auch seine eigenen Erfahrungen und die seiner Familie, die aus Fabriksarbeitern und Nebenerwerbsbauern bestand. Ausgehend von diesen Erfahrungen und den wiedergegebenen Stehsätzen seiner Vorfahren entwickelt Raymond Geuss seine Betrachtungen zur Arbeit, die in der deutschen Übersetzung dann auch ziemlich abschließend, geradezu apodiktisch daherkommen. Manchmal überkommt einem der Eindruck, an einer Vorlesung in den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts teilzunehmen.

Geuss stellt Bezüge zu philosophischen Beiträgen anderer Denker her und nimmt auch Stellung, wie sich der Umgang mit dem von ihm gewählten Thema seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion verändert hat. Entwickelt der Autor seine Gedanken zwar aus seiner US-amerikanischen Herkunft, gelingen ihm doch allgemeingültige Abstraktionen mit Überlegungen, die auch die zukünftige Ausgestaltung des Lebens durch Freizeit und wirtschaftliche Beschäftigung betreffen. So finden in seinen Überlegungen Schlagworte, wie Automatisierung und Prekarität oder Outsourcing und Amazonifizierung Platz.

Dem Fazit seiner Überlegungen, dass eine Befreiung von der Vorstellung der Notwendigkeit des unbeschränkten Wachstums und der Steigerung der menschlichen Produktivität auch die Notwendigkeit nach sich zieht, dass Menschen lernen müssen, in sinnvoller Weise aktiv zu sein, kann ich nur zustimmen.

Der Essay als solches umfasst knappe 190 Seiten, stellt also keine hohe Anforderung an eine Durchhaltequalität. Voraussetzung an einem Lesevergnügen ist aber, dass man philosophische Essays mag.