Hofer/Skrivanek/Tomic;Migration und Lehre – Über die Ursachen der unterschiedlichen Nutzung des österreichischen Lehrstellenangebotes

Verlag des ÖGB, Wien 2015, 260 Seiten, kartoniert, € 29,90

SABINESTADLER

Ausgangspunkt der Studie ist die Frage, warum Jugendliche mit Migrationshintergrund in Polytechnischen Schulen über- und in Berufsschulen unterrepräsentiert sind.

Das Buch vereint die Forschungsarbeiten von Dr. Konrad Hofer, der in einem umfangreichen qualitativen Teil der Studie betroffene Jugendliche ausführlich zu Wort kommen lässt, sowie von MMag.aIsabella Skrivanek, die die Studie mit Daten, Fakten und bestehender Forschungsliteratur füttert. Als dritte Studie runden Auszüge aus der Diplomarbeit von Dipl.päd.inMilica Tomic das Forschungswerk ab. Selbst mit Migrationshintergrund und in serbischer Sprache sozialisiert setzt sich die Autorin fundiert mit dem Image der Lehrausbildung unter Migrantinnen und Migranten ex-jugoslawischer Herkunft auseinander.

Die Publikation vergleicht die Situation von betroffenen Jugendlichen in den Bundesländern Wien und Vorarlberg. Der größte Anteil an Lehrlingen mit Migrationshintergrund lebt in Wien, dort strömen die Jugendlichen auf einen angespannten Lehrstellenmarkt, die wenigen Betriebe, die ausbilden, können stark unter ihren Bewerberinnen und Bewerbern selektieren, wodurch in Wien der überbetrieblichen Lehrausbildung eine hohe Bedeutung zukommt. In Vorarlberg hingegen ist die Lehre ein attraktiver Ausbildungsweg, das Verhältnis zwischen Lehrstellensuchenden und offenen Lehrstellen relativ ausgeglichen.

Das Buch lässt die Jugendlichen selbst zu Wort kommen und zeigt auf, wie sie ihre Ausbildungssitua-249tion wahrnehmen und damit umgehen. Zusätzlich wird ein Überblick über die Komplexität der Problemlage gegeben, welche sich aus mannigfachen Themen zusammensetzt: Institutionelle Rahmenbedingungen, wie ein sozial selektives Schulsystem und ein angespannter Lehrstellenmarkt, welche den Einstieg in die Berufsausbildung erschweren sowie ein familiärer Hintergrund, nicht nur geprägt durch sprachliche und kulturelle Unterschiede, sondern häufig auch durch eine schwaches ökonomisches und soziales Kapital.

Die Studie schafft ein wissenschaftliches Setting, in welchem Geschichten aus dem Leben der Jugendlichen mit Migrationshintergrund erzählt werden. Es wird dadurch sehr lebendig und informativ, die Gesprächsauszüge vermitteln die Lebensrealitäten der Jugendlichen beeindruckend und greifbar. Die Autorinnen und der Autor geben Empfehlungen und Lösungsansätze.

Das Buch empfiehlt sich für Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren im Bereich Bildung, Lehre und Jugendarbeit. Es vermittelt Einblicke in die Lebenswelt junger Migrantinnen und Migranten und erzeugt Verständnis für die jungen Menschen mit ihren Zielen und Träumen und dem Wunsch, in unserer Gesellschaft Fuß zu fassen.