Kalss/Kunz (Hrsg)Handbuch für den Aufsichtsrat

2. Auflage, Facultas Verlag, Wien 2016, 1742 Seiten, Leinen mit SU, € 278,–

HANNESSCHNELLER

Nicht weniger als 49 ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis haben in nunmehr 53 (!) Fachbeiträgen zur zweiten Auflage dieses Handbuchs beigetragen. Gegliedert sind die einzelnen Buchbeiträge in zehn Themenbereiche, nämlich Mitglieder und Zusammensetzung, Aufgaben des Aufsichtsrats, Handlungsinstrumente, Aufsichtsratsvorsitz, Sondersituationen (Unternehmenskrise und Insolvenz, Konzern, Mergers & Acquisitions, öffentliche Unternehmen), aufsichtsrechtliche Sonderregelungen, Aufsichtsorgane in unterschiedlichen Rechtsträgern, Verantwortlichkeit, Vergütung und Evaluierung sowie der Aufsichtsrat im Vergleich zu Deutschland und Schweiz.

Dabei wird insofern den Anforderungen an einen „modernen“, qualifiziert strategisch unterstützenden Aufsichtsrat Rechnung getragen, als sich einige recht umfangreiche Buchbeiträge mit den Qualifikationsanforderungen an Aufsichtsratsmitglieder sowie deren Unbefangenheit, aber auch mit der Diversität in Aufsichtsräten beschäftigen. Auch Beratungsverträge von Aufsichtsratsmitgliedern, Fit & Proper-Anforderungen sowie spezielle Anforderungen in Versicherungsunternehmen sind Gegenstand des Handbuchs.

Neben der österreichischen Literatur (und spärlichen Judikatur) zum einschlägigen Gesellschaftsrecht ist insb das deutsche Schrifttum zum AktG, GmbHG und zum Genossenschafts- und Stiftungsrecht in vielen Kapiteln recht sorgfältig berücksichtigt. Wie schon in der ersten Auflage wird der Vorstandsbestellung und der damit einhergehenden Vertragsgestaltung breiter Raum gewidmet, ebenso aber nun auch dem „professionellen On- und Offboarding“, dem Thema „Vorstandsvergütung und CSR“ und weiteren Aspekten des aufsichtsratsrechtlichen Personalwesens. Den AN-VertreterInnen im Aufsichtsrat ist, wie schon bisher, ein weiterer Buchbeitrag gewidmet. Einziger Wermutstropfen ist das mangelhafte Lektorat, weshalb sinnstörende Orthographie- und Interpunktionsmängel den Lesefluss mitunter beeinträchtigen können.

In seiner thematischen Breite, aber auch in der wissenschaftlichen Tiefe überzeugend, ist den HerausgeberInnen Univ.-Prof. Dr. Susanne Kalss (WU Wien) und RA Dr. Peter Kunz mit dieser erweiterten Neuauflage, die bereits sechs Jahre nach der Erstauflage erschien, ein großer Wurf gelungen. Rund 1.700 Seiten geballte Expertise, auch zu nichtjuristischen Themen wie „Bilanzlesen und Bilanzpolitik“ oder „Der Aufsichtsrat als Hochleistungsteam“, sind wohl einzigartig. Aufsichtsratsmitgliedern, UnternehmensjuristInnen oder LeserInnen aus rechtsberatenden und rechtsvertretenden Berufen ist damit ein Buch in die Hand gegeben, das schon jetzt als Standardwerk bezeichnet werden kann.