Honsa/MaurerMobbing und sexuelle Belästigung im öffentlichen Dienst. Ursachen – Auswirkungen – Bekämpfungsstrategien

3. Auflage, Erich Schmidt Verlag, Berlin 2020, 621 Seiten, kartoniert, € 74,-

KLAUSFIRLEI

Die VerfasserInnen legen ein umfangreiches Kompendium zu einem der unerfreulichsten, hartnäckigsten und leider auch häufigsten Konflikte im Arbeitsleben vor. Diese sind für alle Beteiligten schwer zu handhaben und stellen Personalmanagement, Betriebsräte/Personalvertretungen und Betroffene vor große und vor allem auch juristisch sehr komplexe Herausforderungen.

Die für den deutschen Bereich ausführlich aufbereiteten empirischen Befunde entsprechen grosso modo auch der Situation in Österreich. Angesichts der hierzulande eher dürftigen Aufbereitung der Mobbingproblematik sind die Ausführungen der VerfasserInnen – trotz der erheblichen Unterschiede hinsichtlich der Rechtslage – für den österreichischen Leser lehrreich und anregend.

Das Buch geht über eine juristische Aufbereitung der Problematik weit hinaus. Die in der Praxis mit diesen Phänomenen befassten Personen werden dankbar dafür sein, dass sie auf umfangreiche Handlungsanleitungen (Muster, Checklisten, Gesprächsleitfäden) bei der Bewältigung von Mobbingsituationen zurückgreifen können. Auch für Österreich sind die kollektivrechtlichen Mustervereinbarungen nützlich, sind doch Betriebsvereinbarungen, die vor allem auch für die Prävention von ausschlaggebender Bedeutung wären, eher selten.

Politische Diskussionen zur Verbesserung der Rechtslage werden umfassend dokumentiert. Dabei zeigt sich, dass beim Mobbing eine Angleichung der rechtlichen Handlungsmöglichkeiten an die Sonderregelungen im Gleichbehandlungs- und Antidiskriminierungsrecht (wie Beweislastverschiebung, Regelungen zum immateriellen Schadenersatz und zur Abhilfeverpflichtung des DG) eine zentrale rechtspolitische Forderung darstellt. Der juristische Teil des Werks bezieht sich sowohl auf Beamtendienstverhältnisse als auch auf privatrechtliche Arbeitsverhältnisse im öffentlichen Dienst.

Besonders empfohlen sei der Abschnitt über die Mitbestimmungsrechte und Mitwirkungsmöglichkeiten der Personal- und Betriebsräte. Zu vermissen ist hier allerdings eine kritische Aufbereitung der schwierigen Situation der kollektiven betrieblichen Interessenvertretungen, wenn es um Konflikte zwischen AN geht. 71

Für die Opfer von Mobbinghandlungen und sexuellen Belästigungen enthält das Kapitel über persönliche Bekämpfungsstrategien wertvolle Hinweise. Fast die Hälfte des „Handbuchs“ besteht aus einer Dokumentation, die zu allen Aspekten dieser betriebs- und volkwirtschaftlich extrem schädlichen Phänomene Materialien und Argumentationshilfen enthält. Immerhin geht es in Deutschland um einen jährlichen Schaden von ca 40 bis 60 Mrd €. Man kann dem Buch auch für den österreichischen Rechtsbereich nur eine möglichst große Leserschaft wünschen, auch wenn (verständlicherweise) auf die Entwicklung eines ausgereiften dogmatischen „Systems“ verzichtet wurde. Es handelt sich um ein umfassendes praxisorientiertes „Hand“-Buch im besten Sinne des Wortes.